Selbstständigkeit. Eine ehrliche Einschätzung zum Jahreswechsel.

Selbstständigkeit. Eine ehrliche Einschätzung zum Jahreswechsel.

Erschöpft und müde klappe ich den Rechner auf. Keine Bestellungen. Unerledigte Aufgaben. Offene Fragen. Ich will einen neuen Text schreiben. Die Seite bleibt leer. Mein Rücken schmerzt, denn seit 2 Wochen hängen zwei kränkelnde Kinder an meinem Rockzipfel. Weihnachten im Fieberwahn, Silvester verschlafen, Familienbesuch abgesagt. Ich fühle mich wie im Lockdown. Keine Bock mehr auf zu Hause, auf fortwährendes Spielen, Stillen, Singen. Will endlich wieder was anderes sehen, ins Tun kommen für mich und A BIT LOUDR. 

Wenn ich an das letzte Jahr denke und resümiere, wird mir klar, wie schön und gleichzeitig wie schwierig es war. Mel & ich haben alles gemeinsam einmal neu aufgerollt, von allen Seiten betrachtet, verworfen und Neues kreiert. Seit November läuft nun schon A BIT LOUD’R und das Weihnachtsgeschäft ist geschafft. Erfolgreich aber sau anstrengend. Nun ist ein guter Zeitpunkt gekommen ein altbekanntes Analyse-Tool auszupacken, für eine richtungsweisende Standort-Bestimmung: die SWOT-Analyse.

Wo stehen wir nach Markteinführung & Launch? Was sind unsere Stärken? Was ist ausbaufähig? Was müssen wir zukünftig vermeiden?

 

 

Stärken (Strenght)

 

Schwächen (Weaknesses)

Chancen (Opportunities)

Strategie „Ausbauen“
  • Online Marketing mit Web-Shop (SEO)
  • Content-Marketing auf Blog & Instagram, Aufmerksamkeit mit kritischen/interessanten Themen
  • Social-Media und Influencer-Marketing (Redaktionsplan und Umsetzung)
  • reduziertes Sortiment und Produkt-Projektierung (Badeponcho)
  • Produktentwicklung (Adult)
  • fair/nachhaltig produziert: transparent machen, kein greenwashing, Qualitätssicherung mit neuen Stofflieferanten
  • Interne Aufgabenverteilung - Zielvorgaben, Meilensteine, Updaten statt alles Zu Zweit machen (Was kann jeder eigenverantwortlich tun/entscheiden?, Was muss besprochen werden?)

Strategie „Aufholen“

  • Einzelhandels-Vertrieb
  • A BIT LOUDR goes international (English Version)
  • Clevere Nebenprodukte (Papeterie, Bügelbilder etc.)
  • Arbeitsplatz regelmäßig sortieren und beleben

 

Bedrohung (Threats)

Strategie „Absichern“

  • Regionaler Direktvertrieb im Einzelhandel
  • Produktions-Auslagerung mit passendem Vertriebskonzept (Wo werden größere Produktionsmengen abgenommen?)
  • Preiskalkulation (Inflation, Preissteigerungen, unsere Preispolitik „zu günstig“)

 

Strategie „Vermeiden“

  • Event- und Messe Strategie, Stichpunkt Aufwandseinschätzung (Zeit, Kosten, Nutzen)

 

 

 

Schön, wie viel auf der Chancen und Stärken Spalte steht! Wir können stolz auf uns sein. Wir freuen uns aufs Arbeiten und die Kinder sind auch wieder gesund. Der Freizeitstress des Dezembers verblasst bereits und spiegelt sich nur noch im vertrockneten Weihnachtsbaum wieder, der beim kleinsten Windhauch ordentlich Nadeln verliert. Aber was war das für ein Dezember? Wir haben quasi durchgearbeitet. Vor allem Mel musste viel für die Weihnachtsmärkte produzieren. Ständiges umräumen, aufbauen, abbauen und umsortieren sorgten für Chaos im Atelier und in unseren Köpfen. Die Kita war wegen Grippe & Co im Notfall-Betrieb. Gleichzeitig stöhnten und wimmerten unsere Kinder und Männer wochenlang auf dem Sofa und wären ohne unsere vollste Aufmerksamkeit wohl hops gegangen. Arbeitsstunden mussten deswegen oft auf die Abend- und Nachtstunden gelegt werden. Eigene Bedürfnisse? Einmal Nummer ziehen und hinten anstellen bitte. Der eigenen Erschöpfung und den Wehwehchen Aufmerksamkeit zu schenken, wäre zwar nötig gewesen, war aber einfach nicht drin. Kein Markt - keine Einnahmen. Kein volles Lager - keine Verkäufe. Also Augen zu und durch. Und natürlich bekommt man für alles irgendwann die Quittung. Aber ich fange an dieser Stelle nicht an über unsere körperlichen Zipperlein zu jammern. Der Januar ist schließlich der Monat der guten Vorsätze und „Mehr Bewegung, Sport und gesunde Ernährung“ für unser körperliches Wohlbefinden, steht ganz oben auf unserer Liste. 

Zurück in eine Anstellung?

Seitdem ich selbstständig bin, also seit einem Jahr, kommt immer mal wieder der Gedanke in mir hoch, wie einfach es war, als ich noch angestellt war. Aufgaben wurden vorgegeben, ich konnte krank sein, pausieren und der Lohn wurde zuverlässig gezahlt. Ich hatte kein schlechtes Gewissen und konnte meistens am Abend den Stift fallen lassen; musste dann keine Gedanken mehr an die Arbeit verschwenden. Auch längere Urlaube oder Elternzeitreisen/Sabbaticals sind bei vielen Arbeitgebern nach Absprache möglich. 

Was sind also überhaupt noch Vorteile der Selbstständigkeit? 

Die Marke A BIT LOUD’R und die Produkte sind das Ergebnis eines Prozesses, der unglaublich viel Kreativität und Energie entfaltet hat. Die Produktentwicklung ist wohl der spannendste Bereich bei uns, den wir durchweg gemeinsam gestalten. Wir setzen um, was uns gefällt. Schnell und unkompliziert. Zudem haben wir eine Marke geschaffen, die das Potenzial hat, groß zu werden. Eine Marke, die einen Rahmen vorgibt aber trotzdem Flexibilität, Kreativität und Selbstverwirklichung ermöglicht. Wir grinsen uns morgens immer noch an und finden diese Tatsache einfach geil. Eine Wolke auf der wir trotz all der Anstrengungen und Entbehrungen noch eine Weile weiter fliegen werden. Wir können jedem, dem es möglich ist und der den Wunsch hat nur ermutigen seinem Herzen zu folgen. Und wenn der Schritt in eine alleinige Selbstständigkeit zu „groß“ bzw. risikoreich erscheint: tut euch zusammen! Da draußen gibt es unzählige Alleinkämpfer*innen, die eine Führungs-Partnerschaft suchen. Die Last auf mehr als zwei Schultern zu verteilen, kann enorm erleichternd und befreiend sein. 

Weitere Vorteile der Selbstständigkeit:

  1. Freie Aufgabengestaltung, -verteilung und -erledigung
  2. Freie Zeiteinteilung. Achtung: Bei großem finanziellen Druck, kann dies auch das Einfallstor für extreme Überstunden oder unmögliche Arbeitszeiten sein, die dir nicht gut tun.
  3. Identifikation mit der Marke und den Produkten 
  4. Einfluss auf die gesamte Unternehmensstruktur, -organisation, -planung und -kultur/-philosophie
  5. Einfluss auf Design & Vermarktung der Marke und Produkte 
  6. Einfluss auf Kooperationen, Zusammenarbeit mit Externen und Partnerschaften 
  7. Handling mit Mitarbeitern und Externen
  8. Eigene Persönlichkeitsentwicklung und Weiterbildung in gewünschten Themen

Vorteile der geteilten Führung:

  1. Aufgabenverteilung: Abgeben und Updaten
  2. Verantwortung abgeben
  3. Finanzielles Risiko minimieren
  4. Sich erinnern und Qualitätssicherung
  5. Gegenseitige Motivation, füreinander da sein in schwierigen Situationen
  6. Sich spiegeln und reflektieren
  7. Sich vertreten

Kennt ihr noch weitere Vorteile? Schreibt sie in die Kommentare!

Henni

 

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